Inhalte
Präventionsmaßnahmen bei Diabetes mellitus Typ 2 in Deutschland
Maßnahmen unter Bezugnahme von Primär-, Sekundär-, Tertiär-, Verhaltens- und Verhältnisprävention
Maßnahmen weltweit
Gründe für staatliche Investitionen im Präventionssektor
Gesellschaftliche Gefahren von Prävention
Präventionsmaßnahmen bei Diabetes mellitus Typ 2
Die Erkrankung fürht zu explodierenden Kosten im Gesundheitssystem. Einen Großteil der Erkrankungen kann durch ein günstigere Lebensstil-Faktoren vermieden werden.
Die Unterschiede und Maßnahmen zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention sind fließend. Der Fachbegriff Prävention kann nach dem Zeitpunkt der Prävention gegliedert werden in Primär- Sekundär- und Tertiärprävention (nach WHO). Verhaltensprävention und Verhältnisprävention dagegen gliedern sich nach dem Ansatzpunkt der Intervention.
2.1 Maßnahmen in Deutschland unter Bezugnahme von Primär-, Sekundär-, Tertiär-, Verhaltens- und Verhältnisprävention.
Maßnahmen der Prävention verfolgen unterschiedliche Ansätze, um Veränderungen zu erreichen. Folgende Tabelle erläutert die unterschiedlichen Präventionsmaßnahmen (Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes mellitus 2015, S. 17). Die Besipiele hierzu wurden selbstständig erarbeitet und der Vollständigkeit halber ergänzt.
Primärprävention
Einflussnahme auf Lebensweise der gesunden Bevölkerung oder
speziell ausgewählter Risikogruppen.
Beispiele:
- Aufklärungsarbeit (zum Beispiel Ernährungsberatung, Broschürenmaterial, Beratungstätigkeiten, Kochkurse, Suchtberatung, gewichtsreduzierende Kurse)
- Normalgewicht anstreben (regelmäßiges Gewichtsmonitoring
- Bei Übergewicht/Adipositas: Übergewicht abbauen, gesunde, energiegerechte, bedarfsdeckende Ernährung,)
- regelmäßige Bewegung, Raucherentwöhnungskurse
Sekundärprävention
Früherkennung der Krankheit bei allen von Diabetes betroffenen
Personen in der Bevölkerung. → Für Menschen mit gestörtem Glukosestoffwechsel, die aber noch keine Typ-2-Diabetiker sind, gelten die gleichen Ratschläge, wie sie Gesunden im Rahmen der Primärprävention empfohlen werden
Beispiele:
- Früherkennungsprogramme: Gesundheits-Check Up 35 Normalgewicht anstreben (regelmäßiges Gewichtsmonitoring)
- Bei Übergewicht/ Adipositas: Übergewicht abbauen, gesunde, energiegerechte, bedarfsdeckende Ernährung, gewichtsreduzierende Kurse)
- regelmäßige Bewegung
- Hypertonie und Blutfette unter Kontrolle bringen / halten
Tertiärprävention
a) Vorbeugung von Folgekrankheiten und Verhütung der Verschlimmerung des Diabetes und seiner Folgeerkrankungen und daraus resultierender Behinderungen.
b) Krankenbehandlung/Rehabilitation
Frühzeitiger Einbezug von Reha-Maßnahmen zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit sowie zur Wiederherstellung der durch Folgeerkrankungen eingetretenen Funktionseinbußen.
Beispiele:
- Patientenschulungen
- der Patient hält sich an den Therapieplan
- blutzuckersenkende Medikamente konsequent einnehmen
- Ernährungsempfehlungen umsetzen
- regelmäßige Bewegung
- regelmäßige Kontrolle und Pflege der Füße
- Alkohol meiden bei Neuropathie
Verhaltensprävention (personale Prävention)
„Verhaltensprävention zielt auf das individuelle Gesundheitsverhalten ab. Durch Aufklärung, Information, Stärkung der Persönlichkeit, oder Sanktionen, soll der Einzelne motiviert werden, Gesundheitsrisiken zu vermeiden.“ (Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes mellitus 2015, S. 12)
Verhältnisprävention (strukturelle Prävention)
„Verhältnisprävention nimmt Einfluss auf Gesundheit bzw. Krankheit, indem sie Veränderungen der Lebensbedingungen der Menschen anstrebt (Arbeit, Familie, Freizeit oder auch Umweltbedingungen), um diese möglichst risikoarm zu gestalten. Beispiel: Das Rauchen in den Gaststätten ist verboten.“ (Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes mellitus 2015, S. 12)
Präventionsmaßnahmen bei Diabetes mellitus Typ 2 in anderen Ländern
Staatliche Interventionen versuchen über gezielte Preisbildung bei Lebensmitteln die Einkaufsgewohnheiten der Bevölkerung zu verändern.
Als erstes Land der Welt hatte Dänemark 2011 eine Steuer auf Fette in Lebensmitteln eingeführt. In Frankreich gibt es seit 2012 eine "Cola-Steuer" für Getränke, die mit Zucker angereichert sind. Mexiko führte 2013 eine Strafsteuer für Fast-Food-Gerichte, Süßigkeiten und Softdrinks ein, die mehr als 275 Kilokalorien pro 100 Gramm enthalten.
Dänemark hat die Fettsteuer inzwischen wieder abgeschaft. Der Grund: Viele Dänen hatten ihre Einkäufe aus Kostengründen ins Ausland verlagert und das Ernährungsverhalten an sich habe sich nicht geändert (Driessen, 2014, S. 3). Diese schärfere Art der Prävention sorgt für kontroverse Diskussionen. Befürworter sehen darin die letzte Chance im Kampf gegen ernährungsabhängge Volkskrankheiten wie Adipositas und Diabetes mellitus, Gegner verweisen bei Steuererhöhungen auf die eigene Gesundheitsverantwortung. Solch eine Kollektivstrafe sei eine grundgesetzwidrige Bestrafung einer Mehrheit die eine Minderheit treffen soll.
Kategorisierung der Prävention in größere Zusammenhänge unter Beachtung wichtiger Schlüsselbegriffe
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat vielfältige Aufgaben auch im Hinblick auf Präventionsarbeit. Das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Präventionsgesetz – PrävG) trat am 25. Juli 2015 in Kraft. Das Ziel ist die Stärkung der Gesundheitsförderung direkt im Lebensumfeld – in der Kita, der Schule, am Arbeitsplatz und im Pflegeheim. Früherkennungsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden weiterentwickelt, und der Impfschutz wird verbessert. Ziel ist auch eine stärkere Zusammenarbeit der Sozialversicherungsträger, Länder und Kommunen in den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung – für alle Altersgruppen und in vielen Lebensbereichen (PrävG). Bundesbehörden des BMG leisten Präventionsarbeit auf allen Präventionsebenen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) mit Forschung, Beratung, Erkennung und Krankheitsverhütung. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) ist verantwortlich für Prüfung und Zulassung z. B. Von Impfstoffen, Risikoüberwachung bei Arzneimitteln
etc.. Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) ist für die Bereitstellung von medizinischen Informationen, Informationssysteme für Arzneimittel und Medizinprodukte zuständig.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) erarbeitet Präventionskampagnen, Aufklärungsmaßnahmen und Modellprojekte
(Primärprävention). Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist zuständig für Arzneimittelzulassung, Risikoüberwachung (Arzneimittel & Medizinprodukte) und für die Überwachung des Betäubungsmittelverkehrs.
Seit dem Jahr 2000 wurden Nationale Gesundheitsziele entwickelt. Derzeit gibt es sieben Nationale Gesundheitsziele. Darunter fällt auch die Erkrankung Diabetes mellitus Typ 2: Ziel: Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln (2003)
Die Ziele dienen der Erhaltung der Gesundheit der Bevölkerung in präventiver Hinsicht und handlungsorientierter Tertiärprävention. Wichtig ist die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen gleichermaßen. Da nun der Grundstein gelegt ist durch erweiterte finanzielle Mittel für den Bereich der Prävention ist die Übertragung in die Praxis erforderlich. Dies kan nur die Zeit zeigen. Hier ist Aufklärungsarbeit nötig, damit Familien, Schulen, Altenheime, Kindergärten und Krankenkassen gemeinsam an einem Strang ziehen (BMG, 2015).
Gründe für staatliche Investitionen im Präventionssektor
Gesundheit ist unser höchstes Gut und Gesundheitsschutz ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Das Ziel ist eine gesundheitsfördernde Sozialpolitik. Prävention ist besser als nachträglich behandeln, weil so die immer steigenen Kosten im Gesundheitssystem auf lange Sicht minimiert werden können und die Gesundheit der Bevölkerung insgesamt verbessert wird. Wir haben in Deutschland das Sozialstaatsprinzip, das für soziale Sicherheit und Gerechtigkeit sorgt. Präventionskampagnen werden durch Steuervorteile für das betriebliche Gesundheitsmanagement gefördert. 500 Euro kann ein Unternehmen pro Mitarbeiter/Jahr lohnsteuerfrei für Maßnahmen der Gesundheitsförderung investieren.
Somit ist auch hier der Anreiz für Gesundheitsförderung gegeben.Steuervorteile gelten für Bewegungsprogramme, Ernährungsangebote
, Suchtprävention
und Stressbewältigung
. Beiträge für Sportvereine, Gsundheitszentren und Fitnesstudios werden allerdings nicht getragen. Seit dem 1. Januar 2009 wird die Förderung der Mitarbeitergesundheit steuerlich unterstützt.
Gesellschaftliche Gefahren von Prävention
Eine politische Steuerung des Konsumverhaltens durch eine Steuer trifft vor allem Geringverdiener. Bevormundung und Benachteiligung eines erwachsenen Menschens kann nicht das Ziel von Prävention sein nach dem salutogenetischem Ansatz. Wer ist für Gesundheit verantwortlich? Der Staat oder das Individuum? Strafsteuen dienen vor allem dem Staat. Paracelsus wusste schon „nur die Menge macht, das ein Ding kein Gift ist“ das heißt alle Lebensmittel sind in einer normalen Menge zum Verzehr geeignet und nicht gesundheitsgefährdend. Die Steuer auf zuckerreiche und fettreiche Lebensmittel wird weiter diskutiert.
Falls Sie weitere Fragen haben sollten freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme!
Ihre Sarah Mörstedt